Wie geht Törggelen?
Bei uns in Südtirol wird das Törggelen gerne auch die fünfte Jahreszeit genannt. Alle kennen das Brauchtum, aber nur die Wenigsten wissen woher es kommt.
Die Weinverkostungen im miefigen, stinkenden Weinkeller wurden von Zeit zu Zeit von den Winzern in die Stube verlegt und die Nachbarn und Familien wurden dazu eingeladen, weil es in der Gemeinschaft einfach schöner ist. Dies war der Paukenschlag und das „Törggelen“ war geboren!
Das Wort Törggelen kommt nicht vom „Torkeln“, weil man vielleicht ein Gläschen zu viel hatte, es kommt von der „Torggl“, welches aus dem lat. stammt und so viel wie "pressen" bedeutet. Der Ursprung des Törggelens war im Eisacktal, heute ist der Brauch aber in ganz Südtirol beliebt und wird auch in jeder Ecke des Landes betrieben. Es gibt viele verschiedene Erzählungen, wie das Törggelen entstanden ist: die einen sagen, dass sich die Bauern aus dem Tal mit einer zünftigen Marende bei den Bergbauern bedankten, weil ihre Tiere den Sommer über auf den Almen und höher gelegenen Bauernhöfen verbringen durften. Dabei wurden typische Spezialitäten wie Kraut, Hauswurst, Schweinernes, verschiedene Mehlspeisen, Strauben und Kastanien zubereitet. Natürlich durfte auch der „nuie Wein“, „Suser“ genannt, nicht fehlen. Dieser ist der neue Wein, welcher bereits zu gären begonnen hat und schon Alkohol enthält. Für den „nuien Wein“ werden meist nur leichte Rebsorten, wie der gern getrunkene Vernatsch verwendet. Das Törggelen ist bei der Südtiroler Bevölkerung sehr beliebt, es geht um die Gemeinschaft und den Spaß in der Gruppe und natürlich um die „Keschtn“(Kastanien), welche bei einem richtigen Törggelen nicht fehlen dürfen.
Aber wie wird eigentlich richtig getörggelet? Gibt es Regeln, an welche man sich halten muss?
Beim Törggelen spielt das Outfit keine große Rolle, Sie sollten nicht zu freizügig zum Törggelen gehen, da es am Abend in den Törggelestuben recht frisch ist, jedoch je später die Stunde desto hitziger wird die Runde, darum wählen Sie am besten den Zwiebellook.
Was hat es mit dem Sitzen in der Ecke auf sich? Viele alte Sprichwörter besagen, wenn man in der Ecke sitzt, bleibt man sieben Jahre ledig. Aber auch den Törggelefreunden zuliebe würden wir Ihnen nicht raten in der Ecke zu sitzen, da das Kraut, die Kastanien und der „Suser“ den Verdauungsprozess anregen, und Sie somit vielleicht einen Ihrer Törggelefreunde vergraulen :-).
In der Minute werden ca. 5 Kastanien verspeist, besonders lecker schmecken diese mit einer frischen Bauernbutter und anschließend nach der üppigen Mahlzeit darf ein „Schnapsl“ nicht fehlen, jedoch sollte dieses immer mit Maß und Ziel konsumiert werden.
Wie Sie vielleicht auch schon wissen, ist die Stimmung beim Törggelen immer sehr laut und aufgebracht, tolle Musik darf dabei nicht fehlen, und falls Sie keinen Musiker engagiert haben, ist es beim Törggelen auch nicht verboten, zu singen. Die bereits erwähnten Keschtn (Kastanien) und deftigen Hauswürste oder auch Schweinsrippen dürfen selbstverständlich mit den Händen gegessen werden und auch das Schmatzen ist bei einer Törggelemarende nicht verboten! :-) Also legen Sie Knigge mal kurz beiseite und genießen Sie es.
Noch 2 Tipps für Ihren perfekten Törggeleurlaub bei uns in Südtirol:
Fragen Sie nie danach von wo beispielsweise die Blutwurst kommt, weil die Hofschänke, bei denen gerne und viel getörggelet wird, machen so gut wie fast alles selbst. Dies ist unser erster wichtiger Tipp.
Unser zweiter Tipp für Sie ist, dass kein Kastanienbaum einfach so wächst. Die meisten Bäume gehören einem Bauer, also Finger weg von den Kastanien. Dies gilt aber auch für Äpfel, Zwetschgen oder sonstigem Obst, welches Ihnen auf den vielen wunderschönen Wander- und Waalwegen in Südtirol begegnet.
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Bei uns im Dolce Vita Hotel Jagdhof in Latsch geht das Törggelen auch wieder los! Jeden Donnerstag findet eine tolle Wanderung entlang des Kastelbeller Waalwegs bis hin zum Pfraumhof oberhalb von Kastelbell statt, wo die Dolce Vita-Gäste anschließend eine typische Südtiroler Törggelemarende genießen werden.
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